Pfad: Home =>
Events =>
Wochenüberblick /
Themenindex => KW27
Störfälle der Woche: KW27-1997
Nach einem Bericht des New Scientists setzen sich u.a. Deutschland und Frankreich bei der Internationalen Atomenergie Organisation (IAEA) dafür ein, Reaktorplutonium mit anderen Maßstäben zu messen mit dem Argument, daß die derzeitigen Kontrollen zu aufwendig seien. Derzeit liegen 1.000 Tonnen Reaktorplutonium vor.
Quelle: Reuters News Service
Grönland's Premierminister Lars Emil Johansen hat jetzt angeboten, in einem zu errichtenden Internationalen Lager in seinem Land abgerüstete Bombenmaterialien zu lagern. Dänemark, zu dem Grönland politisch gehört, war von diesem Angebot überrascht. Da in den nächsten Jahren aus der Abrüstung große Mengen Bombenuran und -plutonium resultieren, ein Verbrauch in zivilen Reaktoren entweder nicht oder nicht rasch genug erfolgen kann, die Endlagerung des Materials binnen weniger Jahre aufgrund ausreichender Endlager und Verarbeitungsmöglichkeiten ebenfalls unrealistisch ist und eine Lagerung auf dem Gebiet des jeweiligen Besitzerstaates auf Dauer unglaubwürdig ist (weil ein erneuter Einsatz in Atomwaffen dadurch relativ rasch wieder möglich wäre), wird unter Abrüstungsexperten seit längerem über ein international betriebenes und auf neutralem Gebiet gelegenes Lager für den Bombenstoff nachgedacht.
Quelle: Presseberichte verschiedener Agenturen
300 Millionen US-Dollar sollen für den Bau eines zweiten Sarkophags im AKW Tschernobyl von den sieben führenden Industrienationen beigesteuert werden. Das ganze Vorhaben soll nach Schätzungen 758 Mio kosten. Die Regierung in Kiew wurde wiederholt zur Schließung der noch betriebenen Reaktoren aufgefordert. Der ukrainische Präsident Kutschma hat die Stillegung für das Jahr 2000 in Aussicht gestellt.
Quelle: Pressemeldungen verschiedener Agenturen
Ein Student der Nuklearmedizin am Craven Regional Medical Center in New Bern (North Carolina) wurde am 11.6.97 Opfer eines üblen Scherzes. Sein Ausbilder tropfte 300 Mikrocurie Technetium-99m in ein Loch in einer Gesteinsprobe, übergab ihm den Stein und teilte dem Studenten mit, es handele sich um Reste eines Meteoriten. Der Stein wies 50 Milliröntgen pro Stunde auf.
Quelle: Morning report 2-97-0052 vom 27.6.97 der US-NRC
Weil sie den Fischgeruch in der Kantine nicht ausstehen konnten haben drei Beschäftigte der Savannah-River Waffenfabrik in South Carolina ein Picknick im Lagerraum für verglaste hochradioaktive Abfälle vorgezogen. Ein Sprecher erklärte, daß der Raum "kein Ort ist, wohin man geht und kocht."
Quelle: Nachrichtenagentur UPI
Im Reaktor Millstone 3 wurde der Kühlkreislauf für das interne Lagerbecken für abgebrannte Brennelemente durch einen Schaltfehler versehentlich durch den falschen Kühler geführt. Da dadurch die Kühlung nicht mehr erfolgte, heizte sich die Temperatur im Lagerbecken auf. Der Operator-Fehler und der Temperaturanstieg im Becken wurde 28 Stunden lang von den Reaktorfahrern übersehen. Die Aufsichtsbehörde hat ein Untersuchungsteam entsandt, um die Umstände zu untersuchen.
Quellen: Störfallmeldung der NRC 970630dr.txt Event Nummer 32549; Preliminary Notice der NRC 19739pn.txt
Bei einer Inspektion der Herstellerfirma SPEC in St.Rose (Lousiana) durch die US-Aufsichtsbehörde wurde entdeckt, daß erforderliche Falltests für die Verpackung radioaktiver Präparate nicht vorschriftsgemäß durchgeführt wurden. Die Behörde hat jetzt angeordnet, daß die Lizenz zur Herstellung und zum Vertrieb solcher Verpackungen durch SPEC vorerst ruht, bis die Vorschriften eingehalten werden und ein entsprechendes Qualitätssicherungsprogramm eingeführt ist.
Quelle: Presseerklärung der NRC 97-098.txt
Die amerikanische Aufsichtsbehörde NRC hat mit einem Informationsbrief alle Betreiber von Atomkraftwerken aufgefordert, die Auslegung der Kühlung ihrer Notstromdiesel zu überprüfen. Bei der Überprüfung des AKW Limerick war entdeckt worden, daß die Auslegung der Kühlung des Ölkreislaufes nicht den eingebauten Kühlung entsprach. Alle Betreiber mit ähnlicher Diesel-Konstruktion sollen jetzt überprüfen, ob dies bei ihnen ebenso der Fall ist. Die Notstromdiesel werden im Ernstfall benötigt, um die Notkühlung des Reaktors zu gewährleisten.
Quelle: Information Notice der NRC, IN97041.WP
Schwere Verstöße gegen Transportvorschriften haben die NRC jetzt dazu veranlaßt, alle für Transporte lizensierten Firmen aufzufordern, ihre Management-Praxis unter die Lupe zu nehmen. Die drei ausschlaggebenden Fälle betreffen folgende Ereignisse:
- Nach einem Transport von frischen, noch nicht abgebrannten Brennelementen aus dem stillgelegten AKW Greifswald zu einem amerikanischen Brennelementhersteller war ein Brennelement versehent nicht entladen worden, der Transportbehälter war als leer deklariert und nach Deutschland transportiert worden. Erst dort war das Brennelement entdeckt worden.
- In einem weiteren Fall hatte eine amerikanische Firma angeblich leere Transportbehälter erhalten. Bei der Untersuchung stellte sich dann allerdings heraus, daß drei Behälter gar nicht leer waren.
- Im dritten Fall waren anstelle von bleigefüllten Dummies echte Brennelemente zum AKW Temelin in Tschechien geliefert worden. Der Fehler war erst sehr viel später aufgefallen, als die Elemente bereits längst die Lieferfirma verlassen hatten.
Die Firmen, die Brennstoff herstellen oder damit umgehen, werden zu einer Überprüfung ihrer Praktiken aufgefordert.
Quelle: Information Notice der NRC 97042.WP
Die amerikanische Food-and-Drug-Administration (FDA) und die Atomaufsichtsbehörde NRC haben vor Bleischürzen gewarnt, in denen radioaktive Strahlung gefunden worden war (siehe Bericht). Die Strahlung rührt laut FDA und NRC von natürlichen Radionukliden her (Blei-210, Po-210, Bi-210), die in Blei eines bestimmten Lieferanten enthalten waren und zu erhöhten Dosisleistungen beim Tragen der entsprechenden Produkte führen. Die entsprechenden Produkte sollen durch die Anwender durch Messungen der Dosisleistung identifiziert werden.
Quelle: Pennsylvania Department of "Environmental Protection" - 6/27/97 DEP Update; Information Notice der NRC IN97050.WP
Die Firma Northern States Power Co. in Minneapolis zieht sich wahrscheinlich aus dem Projekt einer Urananlage in Louisiana zurück, das kürzlich mit einer erfolgreichen Klage wegen Umweltrassismus gerichtlich untersagt worden war. An dem Projekt ist auch die deutsch-holländisch-britische Firma Urenco beteiligt.
Quelle: Susan Peterson, Minneapolis Star Tribune, 6/26
Ein Paket mit 8,51 Gigabecquerel Xe-133 ist in Sacramento aus einem Transportfahrzeug verloren gegangen, weil die Ladetür während der Fahrt aufging. Eine Suche der Küstenwache nach dem Paket förderte nur die Verpackung des Paketes zutage, die eigentliche radioaktive Quelle wurde nicht gefunden.
Quelle: Störfallmeldung der NRC 970702dr.txt Event Nummer 32568
Die amerikanische Aufsichtsbehörde hat ihre Politik der Jod-Bevooratung geändert. Entschließen sich einzelne Bundesstaaten, die Anschaffung und Lagerung von Jodtabletten für den Fall eines schweren AKW-Unfalles durchzuführen, erhalten sie die hierfür nötigen Mittel für deren Anschaffung und Lagerung. Bisher war die Jod-Bevorratung nur für Einsatzkräfte erfolgt. Jod blockiert, rechtzeitig verabreicht, die Aufnahme von radioaktivem Jod, das bei einem schweren AKW-Unfall freigesetzt werden könnte.
Umweltschützer fordern Atomgegner auf, die jeweiligen Bundesstaaten von dieser neuen Regelung zu unterrichten (Presseerklärung).
Quelle: Presseerklärung der NRC 97-102.txt
In einem Schreiben an den Energie-Staatssekretär haben sich die drei amerikanischen Bürgerorganisationen Nuclear Control Institute, Natural Resources Defense Council und Energy Research Foundation für eine rasche Verglasung oder Keramisierung von überschüssigem Abrüstungsplutonium eingesetzt. Sie benennen zahlreiche Hindernisse, die einer raschen Behandlung entgegenstehen und fordern den Staatssekretär auf, diese rasch zu beseitigen.
Mittlerweile hat die Siemens Power Corp. angekündigt, sich zusätzlich zu den Firmen Battelle, Mason und Hanger Corp., Raytheon Engineers and Constructors, Entergy Operations und Washington Public Power Supply um die Beseitigung des US-Waffenplutoniums zu bewerben.
Quelle: Schreiben von NCI/NRDC/ERF; Agenturbericht NB97.24-11
Am 28.6.97 haben Operateure des AKW aus Versehen 10.000 Gallonen in einen Wassertank geleitet, obwohl vorgesehen war, das Wasser im Kreislauf zu führen. Der Fehler wurde erst entdeckt, als der Tank bereits bis auf einen hohen Wasserstand gestiegen war. Der für die Fehlhandlung verantwortliche Operator wurde vorerst aus dem Dienst entfernt. Zwei Tage vorher war ein Ventil nicht geöffnet worden, bevor eine Pumpe eingeschaltet wurde. Die Pumpe ging daraufhin in Kavitation. Von der Aufsichtsbehörde wurde bis zur Aufklärung der Umstände die Einstellung aller Tätigkeiten angeordnet, die nicht zur Aufrechterhaltung der sicheren Abschaltung des Reaktors erforderlich sind.
Quelle: Morning Report der NRC 1-97-0040 vom 1.7.97
Ein Senatskommittee hat die Gelder für die Entwicklung des Pyroprocessing, eine neue Form der Wiederaufarbeitung, die beim Idaho National Engineering and Environmental Lab durchgeführt werden, von 25 auf 12 Mio US-$ gekürzt.
Quelle: Larry Yates, Anti-Reprocessing Coordinator, Nuclear Waste Citizens Coalition
Bei der Kollission zweier Züge in Kansas hatte einer der beiden 636 Pfund radioaktives Molybdän-99 der Firma Malinkrodt geladen. Ob die Container bei dem Unfall beschädigt wurden, ist nicht bekannt.
Quelle: Störfallmeldung der NRC 970703dr.txt Event Nummer 32574
Die radioaktive Verseuchung eines Jugendlichen mit Tritium vor einigen Wochen (siehe Bericht) hat ein Nachspiel. Die US-Atom-Aufsichtsbehörde hat die Vertreter dreier Hersteller-Firmen zu einem Gespräch vorgeladen. Dabei soll geklärt werden, wie mehrere dieser "EXIT"-Schilder auf eine Baustoffdeponie gelangen konnten, von wo sie von dem Jugendlichen beim Spielen gefunden wurden. Beim anschließenden Demontieren der Schilder war der Jugendliche und das Erdgeschoß des Hauses durch erhebliche Mengen an Tritium radioaktiv kontaminiert worden. Da er beim Öffnen einen Snack zu sich nahm, hatte er auch größere Tritium-Mengen inkorporiert. Nach Recherchen der Aufsichtsbehörde war die Dokumentation über den radioaktiven Charakter der Schilder bei zahlreichen Wechseln der Eigentümer des Kaufhauses verloren gegangen. Die Aufsichtsbehörde prüft nun, ob ein Verstoß gegen Strahlenschutzvorschriften vorliegt.
Quelle: Presseerklärung der NRC 1-97-76.txt
Der Betreiber des AKW, Carolina Power and Light, ist wegen eines Sicherheitsverstoßes von der Aufsichtsbehörde zum öffentlichen Gespräch geladen. Der Betreiber hatte eine Prozedur umgeschrieben, die es erlaubt hätte, das Containment-Schild zu entfernen, während der Reaktor noch im Leistungsbetrieb ist. Das Schild schützt Öffnungen im Containment-Gebäude vor Einwirkungen von außen, wie z.B. bei Tornados.
Quelle: Presseerklärung der NRC 2-97-52.txt