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Störfälle der Woche: KW36-1997

22.8.97 WAA Mayak: Umsiedelung von Einwohnern durchgesetzt

Die Anwohner einer Reihe von Dörfern am Fluß Teja werden auf ihren Wunsch hin nach langjährigen Protesten jetzt doch umgesiedelt. In den Fluß wurden zwischen 1946 und 1952 große Mengen hochradioaktiver Abwässer aus der militärischen Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen für die Plutoniumproduktion (Mayak, Tscheljabinsk) eingeleitet worden. Nachdem wegen der Kontamination an den Flußufern schon in früheren Jahrzehnten Anwohner umgesiedelt wurden, waren aber einige Dörfer weiter von 4.000 Einwohnern bewohnt. Diese unterlagen einer intensiven Überwachung durch die Militärbehörden. Offenbar wollte man mit den regelmäßigen Beprobungen wissenschaftliche Erkenntnisse über die Verteilung radioaktiver Stoffe im Körper gewinnen. Die Daten wurden erst 1992 veröffentlicht. Wegen Geldmangel kann sich die Umsiedelung jedoch noch weiter verzögern.
Quelle: Andrej Ivanov "Nuclear Poisoned Village Must Endure A Little Longer" InterPress Agency, über NukeNet

28.8.97 PNC zweckentfremdet Reparaturgelder

8 Millionen US-$, die der japanischen Betreiberfirma für die Reparatur ihres lecken Zwischenlagers 1992 zur Verfügung gestellt wurden, hat diese für andere Zwecke eingesetzt. PNC hat das Geld für eine Drainage und für geologische Untersuchungsarbeiten ausgegeben. Derweil drang in das Lager für schwachradioaktive Abfälle bei der Wiederaufarbeitungsanlage weiterhin Regenwasser ein und führte zur Korrosion der dort gelagerten Fässer.
Quelle: Financial Times, zitiert nach Uranium Institute News Briefing 97.35-17

28.8.97 AKW Paks-3: Kontrollstabversagen durch Unterlegscheibe

In dem ungarischen Kernkraftwerk fiel bei einer Schnellabschaltung im August ein Kontrollstab nicht ein. Ursache war wahrscheinlich eine defekte Unterlegscheibe. Das Versagen wurde nach der INES-Skala in die Stufe 2 eingeordnet, weil derselbe Stab bereits früher Ausfallerscheinungen zeigte.
Quelle: Nucleonics Week 28.8.97, zitiert nach Uranium Institute News Briefing NB97.35-19

29.8.97 AKW Ft.Calhoun: Propangaswolke in der Nähe

Nachdem ein Bagger anstelle von Baumwurzeln eine Gasleitung aus dem Boden gerissen hatte, bildete sich 5 Meilen nördlich des AKW eine Gaswolke. Der Wind trieb die Wolke mit 12 Meilen pro Stunde vom AKW weg. Die Kontrollraumoperateure stellten die Belüftung vorsorglich auf Umluft.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970902dr.txt Event Nummer 32847

29.8.97 Kontamination durch einen Patienten

Nachdem einer 96 Jahre alten Patientin in einer Klinik in Puerto Rico 25 mCi Iod-131 appliziert worden waren, hat diese im Flur und in der Halle auf den Boden gespuckt und damit erhebliche Kontaminationen in dem Gebäude verursacht. Der Fußboden wies bis zu 200 Millirem pro Stunde auf, Kontamination wurde durch den Publikumsverkehr auf dem Flur und sogar bis auf den Bürgersteig verteilt. Das Gebäude wurde für eine Woche geräumt, der Fußboden ausgetauscht und kontaminierte Schuhe von Patienten und Personal zum Abklingen zwischengelagert.
Quelle: Preliminary Notice der NRC
29746.txt

29.8.97 AKW Big Rock Point: Stillegung

Das mit 35 Jahren älteste US-AKW mit 67 MWel wurde endgültig abgeschaltet. Der Abriß soll sofort nach der Entladung des Brennstoffes erfolgen und in 5 Jahren abgeschlossen sein.
Quellen: Uranium Institute News Briefing 97.35-15; WISE News Headlines

30.8.97 AKW Millstone 2: Notstromdiesel und Ventilation ausgefallen

Das seit Februar letzten Jahres stillliegende AKW hat erhebliche technische Probleme. Nachdem das Ventilationssystem des Brennelement-Lagerbeckens ausfiel, wurde entdeckt, daß in der Ölversorgung und im Kühlwassersystem der beiden Notstromdiesel Rohrleitungen nicht erdbebenfest ausgeführt waren. Die Diesel wären zwar auf Anforderung funktionstüchtig gewesen, jedoch wären sie nach einem möglichen Erdbeben möglicherweise beide aus dem gleichen Grund ausgefallen. Die erst jetzt gefundenen Mängel bestanden seit der Inbetriebnahme in 1975. Jetzt werden auch die Diesel von Millstone 1 und 3 auf die gleichen Mängel hin untersucht.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970902dr.txt Event Nummer 32850

2.9.97 Radioaktives Meßgerät auf dem Flohmarkt gekauft

Auf einem Flohmarkt in Oklahoma City hat eine Person ein Meßgerät mit einer eingebauten Strahlenquelle mit 8 mCi Cäsium-137 und 40 mCi Americium-241/Beryllium erstanden. Die Quelle ist inzwischen sichergestellt. Sie war am 7.11.96 vom Eigentümer als gestohlen gemeldet worden.
Quellen: Störfallmeldung der NRC
970903dr.txt Event Nummer 32857; Preliminary Notice der NRC 49748pn.txt

2.9.97 AKW Indian Point 2: Vorladung wegen Verstößen

Wegen drei Verstößen ist der Betreiber Consolidated Edison Company of New York von der Atom-Aufsichtsbehörde vorgeladen. Das AKW wurde in Bezug auf den Schutz gegen Überdruck und der Sicherheitsventile des Druckhalters außerhalb seiner technischen Spezifikation betrieben und lief mit einer defekten Kühlwasserpumpe.
Quelle: Presseerklärung der NRC
1-97-115.txt

2.9.97 AKW Surry: $50.000 Buße wegen Verstößen

Weil der Betreiber Virginia Power gegen die Instandhaltungsregeln der Aufsichtsbehörde verstieß wurde er jetzt zu $50.000 Geldbuße verurteilt. Erstens waren Teile der Einrichtungen nicht in das vorgeschriebene Beobachtungsprogramm aufgenommen worden, zweitens waren in sieben Fällen Strukturen, Systeme und Komponenten nicht in die vorbeugende Instandhaltung aufgenommen worden. Zusätzlich waren einzelne Prozeduren der Instandhaltungsregeln nicht umgesetzt worden.
Quelle: Presseerklärung der NRC
2-97-63.txt

2.9.97 Ampulle mit Phosphor-32 auf Hausmülldeponie

Bei der Anlieferung in einem medizinischen Zentrum in San Francisco wurde nach der Entnahme von zwei Ampullen mit je 250 Mikrocurie Phosphor-32 die Verpackung in den Abfall geworfen. Danach wurde anhand der Frachtpapiere festgestellt, daß drei Ampullen angeliefert wurden. Es wird davon ausgegangen, daß die dritte Ampulle mit der leeren Verpackung auf die Hausmülldeponie gelangt ist.
Quellen: Störfallmeldung der NRC
970903dr.txt Event Nummer 32858; Preliminary Notice der NRC 49749pn.txt

2.9.87 Americium-241 in Autoschredder-Müll

Nachdem der Strahlungsmonitor eines Recycling-Unternehmens bei einem Lastwagen mit Nichteisen-Schreddermüll aus Autos ansprach, wurde er zum Anlieferer in Pennsylvania zurückgeschickt. Dessen Überwachungsanlage hatte nicht auf die Quelle angesprochen (sein Meßgerät wird infolgedessen jetzt aufgerüstet). An der Außenseite des LKW wurden 9 Millirem pro Stunde gemessen. Nach dem Abladen auf einer abgedeckten Fläche wurden auf dem Haufen 100 Millirem pro Stunde gemessen. Beim Durchsuchen des Haufens wurden Teile einer radioaktiven Quelle gefunden. Das Radionuklid wurde als Americium-241 identifiziert.
Quellen: Störfallmeldung der NRC
970903dr.txt Event Nummer 32859; Preliminary Notice der NRC 19756pn.txt

3.9.97 AKW Zion: $330.000 Strafe wegen Verstößen

Commonwealth Edison als Betreiber wurde jetzt für einen Verstoß gegen grundlegende Regeln am 21.Februar zu $330.000 Geldbuße verdonnert. Gegen alle Vorschrift hatte ein Operator während des Abfahrvorganges mit eingefahrenen Kontrollstäben diese wieder ausgefahren, um den Reaktor erneut auf niedrige Leistung zu bringen (siehe Anhörung). Als besonders verwerflich wurde die Tatsache von der Aufsichtsbehörde bewertet, daß mehrere Verantwortliche davon wußten und nicht eingriffen.
Beide Reaktoren con ComEd stehen auf der Watchlist der NRC als AKWs, die besonderer Aufsicht bedürfen. Durch andere Verstöße wie z.B. fiel Zion bereits früher mehrfach auf.
Quelle: Presseerklärung der NRC 3-97-79.txt

3.9.97 Quelle gestohlen und wiedergefunden

Eine in Macon (Georgia) von einem Lastwagen gestohlene radioaktive Quelle mit 9 Millicurie Cäsium-137 und 44 mCi Americium-241/Beryllium wurde zwei Tage später wieder gefunden und beschlagnahmt.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970904dr.txt Event Nummer 32867

3.9.97 AKW Calvert Cliffs: Mangelnde Kontrolle über Taucher im Brennstofflagerbecken hat Nachspiel

Wegen einer Tauchaktion im Lagerbecken für abgebrannte Brennelemente des Reaktors hat die US-Atomaufsichtsbehörde jetzt an alle Betreiber eine warnende Informationsnachricht verteilt. Danach hat der Taucher ohne Kontrolle den ihm zugewiesenen Teil des Beckens verlassen und ist frisch ausgeladenem Brennstoff zu nahe gekommen. Er war einer Dosisleistung von mehreren Rems pro Stunde ausgesetzt. In der irrigen Annahme, der Taucher sei noch im freien Teil des Beckens und wegen der überraschend hohen Strahlungswerte auf den Überwachungsmonitor schickte ihn der Aufsichtsführende zur Aufklärung der Ursache für die hohe Strahlung. Erst nachdem die Meßgeräte des Tauchers selbst Alarm anzeigten und dieser auftauchte, bemerkte auch die Aufsicht, daß sich der Taucher im höher aktiven Teil des Beckens befunden hatte. Die Aufsichtsbehörde nimmt den Fall zum Anlaß, die Ursachen zu analysieren und allgemeine Sicherheitshinweise für solche Aktionen abzuleiten.
Wegen der Verstöße war der Betreiber schon früher
vorgeladen und zu einer Geldbuße von $176.000 verdonnert worden.
Quelle: Information Notice der NRC IN97068.WP

4.9.97 Illegale Droge bei Beschäftigtem von Brennstoffabrik

Bei einem Beschäftigten des Herstellers von Kernbrennstoffen Nuclear Fuel Services Inc. wurde bei einem Zufallstest eine illegale Droge festgestellt. Sein Zugang zu der Anlage wurde suspendiert.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970905dr.txt Event Nummer 32870

4.9.97 AKW Oyster Creek: Kontaminierter Abfall auf Müllhalde

Eine mit geringen Mengen an radioaktivem Cobalt-60 durchsetzte Menge an Müll, die zum Abklingen in einem Lager des AKW langfristig untergebracht war, wurde versehentlich auf eine Müllkippe in New Jersey transportiert und dort abgelagert.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970905dr.txt Event Nummer 32871

4.9.97 AKWs Byron und Braidwood: Vorladung wegen Verstößen

Schon wieder ist Commonwealth Edison wegen Verstößen gegen Vorschriften aufgefallen und zum Gespräch mit der Aufsichtsbehörde geladen. Es war versäumt worden, die Rohrleitungen und Komponenten der Notkühlung auf die Abwesenheit von Gas- und Luftblasen zu prüfen. Der Fehler war von einem Ingenieur des AKW Braidwood identifiziert worden, aber bei beiden AKWs nicht korrigiert worden.
Quelle: Presseerklärung der NRC
3-97-82.txt

4.9.97 AKW Rostov: Proteste von Lokalregierungen gegen Weiterbau

Sechs Distrikte in der Umgebung des südrussischen Rostov haben gegen den Weiterbau Deklarationen eingereicht. Sie fordern eine Volksabstimmung über die Angelegenheit. Auf dem Bauplatzgelände waren vor kurzem Aktivisten der Rainbow-Keeper von Arbeitern verprügelt worden (siehe Bericht).
Quelle: Renfrey Clarke: "Russian Anti-Nuclear Campaigners score advances" über NukeNet