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Störfälle der Woche: KW30-1997
Die Firmen Cogema und Siemens haben das konzeptionelle Design für eine Anlage zur Umarbeitung von Waffenplutonium zu MOX-Brennstoff für russische Reaktoren fertiggestellt. In der Fabrik "Demox" sollen 1,3 Tonnen Waffen-Pu pro Jahr zu Brennstoff für die vier WWER-1000-Reaktoren in Balakovo und für den Schnellbrüter BN-600 in Beloyarsk verarbeitet werden. In der nächsten Stufe, dem Basisdesign, soll auch die russische Staatsfirma Minatom beteiligt werden.
Quelle: Nuclear Fuel, 14.7.97, S.9; Uranium Institute News Briefing 97.29 for the period 16 - 22 July 1997 [NB97.29-11]
Die französische SGN-Eurysis-Gruppe, die britische AEA Technology und die Energiewerke Nord GmbH aus Deutschland haben den Auftrag erhalten, das Projektmanagement für das Aufräumen des Standortes Tschernobyl für die EU zu übernehmen. Für 5 Mio.ECU sollen Spezifikationen für Einrichtungen und Geräte, Konstruktion und Bau von Endlagern für mittel- und schwachradioaktive Abfälle und das Programm für Abschaltung und Abriß der Reaktoren 1 bis 3 erarbeitet werden. SGN-Eurysis arbeitet auch in einem anderen Konsortium, das eine HAW-Verglasungsanlage für die stillgelegte Forschungsanlage Sellugia in Italien bauen soll und ein Lager für radioaktive Abfälle in Italien planen.
Quelle: Uranium Institute News Briefing 97.29 for the period 16 - 22 July 1997 [NB97.29-10]
Ein französisches Appellationsgericht hat die von zwei französichen Umweltgruppen beantragte Verhängung eines Baustops abgelehnt. Die Staatsfirma Cogema plant ein großes Lager für abgereichertes Uran bei der ehemaligen Uranextraktionsanlage Bessines-sur-Gartempe.
In Avignon haben tausende gegen die Errichtung eines Lagers für radioaktive Abfälle in Marcoule protestiert.
Quelle: Nuclear Fuel, 14.7.97, S.5
Am Moskauer Atomforschungszentrum Kurtschatov-Institut entwickeln russische Wissenschaftler und Ingenieure jetzt einen "proliferationssicheren" Thorium-Reaktor. Das Projekt wird mit amerikanischen Geldern entwickelt, soll die Atomwaffenforscher beschäftigen und sie vom Verkauf ihres Waffen-Know-How an interessierte Länder abhalten.
Quelle: OONN Newsbrief, 2.Quartal 1997, S.4
80 Mio.US-$ sollen aufgewendet werden, um das Atomwaffentestgelände Maralinga in Australien aufzuräumen. Die Hälfte davon tragen die Briten, die auf dem Gelände in den Fünfziger bis Anfang der Sechziger Jahre sieben Atomwaffen getestet hatten. Das Gelände war seither abgesperrt gewesen.
Quelle: Guardian 18.7.97, S.17
Die Duke Power Company in South Carolina ist von der Aufsichtsbehörde zum Gespräch geladen. Bei einer Inspektion wurde der Bruch einer Schweißnaht im Hochdruck-Einspeisesystem entdeckt. Nachdem in den Achtziger Jahren solche Brüche im Einspeisesystem vorgekommen waren, war ein Sonderuntersuchungsprogramm initiiert worden, das die frühzeitige Entdeckung solcher Brüche feststellen sollte. Dies war vom Betreiber offenbar mißachtet worden. Außerdem wurden durch mehrfache Fehlbedienung der Hochdruckeinspeisung bei einem Abfahrvorgang die Pumpen zum Ausfall gebracht, wobei gegen Betriebsvorschriften verstoßen wurde. Eine Reihe weiterer Fehler im Zusammenhang mit dem Einspeisesystem wird ebenfalls thematisiert.
Quelle: Presseerklärung der NRC 2-97-56.txt
Ein Gaschromatograph mit einer eingebauten radioaktiven Quelle (15 mCi Nickel-63) ist bei Dupont in New Jersey verschwunden. Die Dosisrate bei einem direkten Kontakt mit dem Meßgerät beträgt 354 mrem pro Stunde.
Quelle: Preliminary Notification der NRC 19736pn.txt
Weil die Einrichtungen im Sumpf des Reaktorgebäudes anders gebaut worden waren als vorgesehen und vorgeschrieben, und weil dies trotz mehrfacher Kontrolle übersehen wurde, ist der Betreiber Florida Power & Light jetzt bei der Aufsichtsbehörde vorgeladen. Der Sumpf ist bei einem Kühlmittelverlust-Störfall für die Notkühlung des Reaktors sehr wichtig, weil Bruchstücke sonst den Kühlkreislauf durch die Notkühlpumpen verstopfen können.
Quelle: Presseerklärung der NRC 2-97-57.txt
Gegen die US-Pläne, einen Teil des überschüssigen amerikanischen Waffenplutoniums in Brennstoff für zivile Reaktoren einzusetzen, hat das Nuclear Control Institute in Washington opponiert. Es wird vermutet, daß die tatsächlichen Kosten für den Reaktoreinsatz höher sein werden, daß vorwiegend europäische MOX-Hersteller eingesetzt werden könnten, der Einsatz von MOX in AKWs auch durch unzuverlässige Betreiber erfolgen werde und daß der Plan des DOE keinerlei Sicherheitsanforderungen bei der MOX-Herstellung festlege.
Quelle: Nuclear Control Institute: Comments on Pu Disposition Implementation Plan, 22.7.97
Der US-Staat Utah hat die Bundesregierung in Washington gebeten, den Bemühungen eines Konsortiums aus sieben AKW-Betreibern aus dem Mittleren Westen, dort ein Zwischenlager einzurichten, eine Absage zu erteilen. Das Konsortium will auf dem Gebiet der Goshute Indian Reservation in Tooele County abgebrannte Brennelemente lagern.
Die NRC prüft den Antrag derzeit auf seine Genehmigungsfähigkeit. Die Genehmigung wäre auf 20 Jahre limitiert.
Quelle: Greenwire 22.7.97; Presseerklärung der NRC 97-107.txt
Eine Reihe von radioaktiven Quellen wurde in der Shelton High School in Connecticut gefunden und bei einer Firma abgeliefert, die eine Genehmigung für den Umgang mit solchen Quellen hat. Es handelt sich um 25 Strontium-90-Quellen mit je 538 µCi, die ursprünglich von dem Hubschrauber-Hersteller Sikorsky verwendet worden waren, eine Nebelkammer-Quelle mit 450 pCi Sr-90 und zwei Radium-Knopf-Quellen mit 15 bzw. 0,031µCi. Der Kasten, der zur Aufbewahrung verwendet wurde, ist kontaminiert und wurde beschlagnahmt. Die Firma Sikorsky, die die Quellen als Leucht-Fluchtweganzeigen für Hubschrauber verwendet hatte, wundert sich jetzt, wie diese Quellen in den Besitz der Schule gekommen sein können.
Quellen: Preliminary Notice der NRC 1-97-42.txt, Preliminary Notice der NRC 19744apn.txt
Weil die Betriebsmannschaft bei einer Übung die Notwendigkeit eines Allgemeinen Alarmes übersehen hatte und keine Schutzmaßnahmen außerhalb der 10-Meilen-Zone geprüft hatte, ist die Betreiberfirma GPU Nuclear Corporation jetzt von der Aufsichtsbehörde zur öffentlichen Erörterung vorgeladen.
Quelle: Presseerklärung der NRC 1-97-90.txt
Die amerikanische Initiative CMEP hat gefordert, die 45 Mio.US-$ einzusparen, die im kommenden Jahr für die Entwicklung der Plutoniumgewinnung über Pyroprocessing ausgegeben werden sollen. Sie stellen fest, daß
- durch diese Methode das Abfallvolumen vergrößert statt verringert würde,
- durch dieses Programm die amerikanischen Bemühungen um Proliferationsvermeidung unglaubwürdig werden,
- diese Technik überflüssig und ein reines Jobprogramm auf Kosten des Steuerzahlers sei.
Quelle: Public Citizen's Critical Mass Energy Project: Action Alert to Stop Plutonium Pyroprocessing, 23.7.97
250 russische Initiativen, die sich in der Organisation EcoDefense zusammengeschlossen haben, haben die Siemens AG erneut aufgefordert, mit ihrer Nukleartechnologie das Land zu verlassen. Sie fordern zum Boykott von Siemens auf, um den Bau von Kernkraftwerken in Rußland, Zentral- und Osteuropa zu unterbinden und die Energiepolitik der Firma zu ändern. Sie fordern dazu auf, an den Siemens-Chef Pierer in München Protestbriefe zu schreiben und keine Produkte von Siemens und ihren Tochtergesellschaften zu kaufen. Westliche Initiativen wie z.B. das Indian Point Project, eine amerikanische BI am Standort des gleichnamigen Reaktors, haben sich dem Aufruf angeschlossen.
Quelle: Ecodefense: Boycott Siemens! campaign of russian environmentalists, über NukeNet am 24.7.97; Indian Point Project/Elie@Highlands.com über NukeNet am 25.7.97
Entergy Operations Inc. ist vorgeladen, um zu Verstößen gegen Sicherheitsanforderungen Stellung zu nehmen. Die Ventile für den Containment-Abschluß und die Kontrollraum-Ventilatoren wären unter bestimmten Umständen eines Auslegungsstörfalles nicht fernbedient zu schließen. Außerdem war das den Verantwortlichen nicht aufgefallen.
Quelle: Presseerklärung der NRC 4-97-42.txt
Nach einer Mitschrift hat B.John Garrick von der US-amerikanischen Reaktorsicherheitskommission (Advisory Committee on Reactor Safeguards) folgendes festgestellt:
"Wissen Sie, was die AKW-Betreiber heute im Kopf haben, ist, wie sie ihre Atomkraftwerke loswerden können. Ich denke, es ist sehr schwer, ihre Aufmerksamkeit auf eine risikobewußte und an der Performance orientierte Regulierung zu lenken, weil ihre Aufmerksamkeit am meisten der Regulierung der Stillegung gilt. Daher weiß ich nicht, ob wir uns des Ernstes der Situation bewußt sind.
Wir haben es mit einer Industrie zu tun, von der wir jedes Jahr jetzt Überraschungen zu hören kriegen in Bezug auf die Anzahl der Reaktoren, die sie entweder schließen oder für die sie einen Weg austüfteln, um sie abzuschalten. Wir haben bisher noch nicht einmal den Einfluß der Deregulierung [im Strommarkt], den wir in den nächsten fünf Jahren zu spüren kriegen werden.
Ich denke, die Stillegungskurven, die ich im Zusammenhang mit den Aktivitäten bei der NRC gesehen habe, sind überholt. Ich glaube, sie werden viel ... die Dinge werden viel schneller passieren als diese Kurven widerspiegeln.
Quelle: Scott D. Portzline" (happen@pipeline.com) über NUKENET am 21.7.97; Übersetzung: GSc