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Störfälle der Woche: KW20-1997

11.5.97 Gericht untersagt Urananlage wegen Rassendiskriminierung

Das Projekt zur Uranverarbeitung in Claiborne (North Lousiana) wurde auf eine Klage von Anwohnern hin gerichtlich untersagt. Das Gericht hat festgestellt, daß bei der Entscheidung für den Standort vor den Toren zweier vorwiegend von Farbigen bewohnten Dörfer 'Umweltrassismus' im Spiel war. Das Konsortium von Betreiberfirmen, die zur britischen Muttergesellschaft BNFL - die auch die Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield betreibt - und zur Urenco gehören - die auch die Urananreicherungsanlage in Gronau betreibt -, ist nach Gerichtsauffassung offenbar davon ausgegangen, daß die Bewohner wegen ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse und wegen ihrer Schulbildung wohl nicht würden klagen können. Ihre Initiative 'Citizens Against Nuclear Trash' in den beiden Dörfern Forest Grove (150 Einwohner) und Center Springs (100 Einwohner) hat dennoch geklagt und letztlich gegen das in den Achtziger Jahren gestartete Projekt gewonnen.
Quelle: London Sunday Times vom 11.5.97, zitiert nach Larry Fletcher über NUKENET

12.5.97 AKW Waterford 3: $55.000 Strafe

Wegen der Unfähigkeit, das Komponentenkühlwasser innerhalb spezifizierter Durchsätze zu halten und weil die erkannten Defizite auch nach einem Systemcheck nicht abgestellt wurden, wurde der Betreiber Entergy Inc. von der US-Atomaufsicht jetzt zu einer Strafe von 55.000 $ verurteilt.
Quelle: Presseerklärung der NRC, Region IV
4-97-29.txt

12.5.97 AKW Haddam Neck: $650.000 Strafe

Der Betreiber von Northeast Utilities wurde von der Aufsichtsbehörde wegen mehr als 70 Verstößen gegen Sicherheitsvorschriften zu einer Geldbuße von 650.000 $ verurteilt. Die Verstöße im AKW Haddam Neck betreffen langjährige Defizite im Ingenieurprogramm sowie einen Störfall mit Aufbau von Stickstoff im Reaktordruckbehälter. Eine Vielzahl von kleineren Fehlern wurden u.a. auch in der Notfallplanung des Reaktors gefunden. Die Höhe der Buße, es ist die sechstgrößte in der Geschichte der Aufsichtsbehörde, wurde trotz der Ankündigung des Betreibers, das AKW stillzulegen, verhängt, um allen Betreibern zu verdeutlichen, daß die Durchsetzung hoher Sicherheitsstandards erforderlich ist, wie die NRC in ihrer Pressemitteilung schreibt. Der Betreiber hat jetzt 30 Tage Zeit, um durch Zahlung die Buße anzuerkennen oder dagegen juristisch vorzugehen.
Quelle: Presseerklärung der NRC, Region I
1-97-52.txt

12.5.97 AKW Diablo Canyon: Probleme mit defekten Dampferzeugerheizrohren

Im AKW Diablo Canyon 1 wurden im Dampferzeuger Nummer 1 bei Tests 44 von 3328 Heizrohre als defekt identifiziert.
Beim AKW Maine Yankee wurden beim gleichen Test alle drei Dampferzeuger mit mehr als 1% der Rohre für defekt befunden.
Quelle: Störfallmeldungen der NRC
970512dr.txt Event Nummern 32306 und 32307

12.5.97 Sonnenblumenkerne mit Tritium gegessen

Die Umweltbehörde in New Jersey wurde davon unterrichtet, daß eine Person drei Leuchtschilder mit der Aufschrift 'Ausgang' auf einem Bauschuttabladeplatz fand, mit nach Hause nahm und beim Demontieren eines der Schilder einige darin befindlichen Röhrchen zerbrochen hat. Nachdem er die Warnaufkleber wahrnahm, verständigte er Sicherheitsbehörden. Das Leuchtobjekt enthielt insgesamt 20 Curie gasförmiges Tritium. Die Person aß dabei Sonnenblumenkerne und hat deshalb größere Tritiummengen ingestiert. Die Untersuchung des Wohnhauses auf Radioaktivität hat zahlreiche 'Schmierstellen' ergeben. Am höchsten aktiv war der Kühlschranktürgriff und das Schlafzimmer des Jungen. Von den betroffenen Personen einschließlich des eingesetzten Feuerwehrmannes werden Urinproben genommen und eine Ganzkörperzählung durchgeführt. Ein 16-jähriger hat demnach 0,3 Röntgen Strahlenbelastung erhalten und sich in seinem Schlafzimmer im Erdgeschoß zusätzlich kontaminiert; die Tritiumkonzentration in seinem Urin wurde zu 24,8 µCi/Liter bestimmt, Wischtests seiner Kleidung wiesen 60.000 dpm auf, im Erdgeschoß des Hauses ergaben Wischtests 240.000 dpm, an seinem Schreibtisch 100.000 dpm und die Kühlschranktür 9.400 dpm.
Auf dem Schuttabladeplatz wurde mittlerweile ein viertes Leuchtschild der gleichen Bauart gefunden. Die allgemeine Genehmigung der Aufsichtsbehörde für diese Schilder 'erwartet' vom jeweiligen Inhaber die Rückgabe des Materials oder die Beseitigung als radioaktiver Abfall. Eine Untersuchung ist angekündigt.
Quellen: Störfallmeldungen der NRC
970512dr.txt und 970513dr.txt und 970514dr.txt Event Nummer 32310, Presseerklärung der NRC, Region I 1-97-54.txt, Preliminary Notice der NRC, Region I 197028pn.txt

14.5.97 Kleine radioaktive Quellen in der Müllverbrennung

Mehrere kleine radioaktiven Quellen mit 77,5 und 86,1 Mikrocurie Cäsium, 28 und 17,5 Mikrocurie Cobalt-60 und 0,47 und 0,03 Mikrocurie Cobalt-58, die in einer Klinik in Puerto Rico neben medizizischem Abfall lagerten, wurden zusammen mit dem Müll zu einer Verbrennungsanlage transportiert und dort verbrannt. Nach Aussage des Strahlenschutzbeauftragten soll eine ganze Kette von Einzelfehlern zu diesem Vorfall beigetragen haben.
Quelle: Preliminary Notice der NRC, Region II
29728pn.txt

14.5.97 Zwei Arbeiter bei Arbeiten mit einer Neutronenquelle hoch belastet

Die Untersuchung von zwei Personen, von denen eine Person mit einer Americium-241-Beryllium-Neutronenquelle hantiert und diese in seine Hemdtasche eingesteckt hatte, die zweite Person dadurch ebenfalls bestrahlte, auf dizentrische Chromosomenschäden in Blutproben hat ergeben, daß die Belastung an der unteren Grenze für den Nachweis von Strahlenschäden durch diese Methode liegt. Die untere Grenze der Methode liegt lt. Untersuchungslabor bei 100 Milligray Neutronenstrahlung und 150 Milligray Gammastrahlung. Vom Genehmigungsinhaber der Quelle wird abgeschätzt, daß die erste Person 350 Millisievert, die zweite 90 Millisievert erhalten hat. (Der Jahresgrenzwert für besonders überwachte beruflich Strahlenexponierte liegt bei 15 Millisievert).
Quelle: Preliminary Notice der NRC, Region IV
497023bp.txt

15.5.97 AKW Crystal River: Vorladung wegen Verstößen

Weil Unterlagen über das physische Sicherheitskonzept der Anlage gegen Einwirkungen Unbefugter offen herumlagen, wurde der Betreiber Florida Power Inc. von der Aufsichtsbehörde zu einem öffentlichen Gespräch vorgeladen. Die Unterlagen gehören unter Verschluß.
Quelle: Presseerklärung der NRC, Region II
2-97-40.txt

16.5.97 Schweißnähtefehler in Transportbehälter

Wegen Fehlern in Schweißnähten im Behälter VSC-24 bei verschiedenen AKW's haben Sierra Nuclear und die drei Betreiber blaue Briefe der Aufsichtsbehörde bekommen. Die Fehler waren beim Verpacken von abgebrannten Brennelementen aufgetreten. Nach Auffassung der Aufsichtsbehörde ist Sierra Nuclear der Ursache der Schweißfehler nicht ausreichend nachgegangen. Die Firmen sollen einen Bericht zu den Ursachen abliefern. Die Originale der Briefe können über das Internet besichtigt werden.
Quelle: Presseerklärung der NRC 97-079.Txt

16.5.97 Daumen verstrahlt

Ein Beschäftigter der Firma Mallinckrodt in Montana hat versehentlich eine hohe Strahlendosis auf seinen Daumen erhalten. An seinen linken Daumennagel war Rhenium-186 gelangt und er hatte ohne Kontaminationsmessung seinen Arbeitsplatz verlassen. Als er am nächsten Tag zur Arbeit kam, bemerkte er bei einer Messung die Kontamination. Die Dekontamination des Daumens wurde später abgebrochen, weil eine Hautirritation auftrat und die Gefahr bestand, daß Kontamination in die Blutbahn gelangt. Er wurde mit einem Handschuh über dem Daumen nach Hause entlassen, damit die Kontamination ausgeschwitzt würde, wie die Firma mitteilte. Die Hautdosis auf den Daumen wurde zu 482 Rem abgeschätzt.
An den Aufenthaltsorten wurden Messungen vorgenommen: der Fußball und die Eckfahnen bei einem Fußballspiel, sein Lenkrad (es wurde dekontaminiert), Haus und Telefon seiner Mutter, sein eigenes Haus (ein Küchenhandtuch, der Badezimmerknopf, das Badetuch, die Schraube des Zahnpastaverschlusses wurden dekontaminiert).
Die Aufsichtsbehörde hat ein Untersuchungsteam zur Aufklärung der Ursachen entsandt.
Quelle: Störfallmeldungen der NRC
970516dr.txt, Event Nummer 32336