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Störfälle der Woche: KW16-1997

10.4.97 AKW Oyster Creek schließen oder verkaufen?

Der Betreiber des AKW Oyster Creek, GPU, will den Reaktor entweder stillegen oder verkaufen. Der noch laufende Harrisburg-Reaktor Three Mile Island, der ebenfalls GPU gehört, ist von dieser Aktion nicht betroffen.
Quelle: Nachrichtenagentur AP, zitiert nach WISE über NUKENET

11.4.97 Radioaktiver Schrott und Radium-Leucht- anzeigen auf Schrottplatz und in Garage gefunden

Auf dem Schrottplatz Cozzi Iron And Metall in Chicago (Illinois) wurden die Strahlungsmonitore von einem LKW ausgelöst. Auf dem LKW wurden zahlreiche kontaminierte Schrotteile gefunden. Eine Kaffeekanne wies eine Dosis von 0,7 Millirem pro Stunde Oberflächenstrahlung von Cobalt-60 auf, ein Zylinder gefüllt mit Drähten 3,8 Millirem pro Stunde von Radium-226, ein verschlossenes Reagenzglas mit Metallstücken 80 Millirem pro Stunde von Radium-226 und zwei Würfel mit der Aufschrift 'source top' 12 Millirem pro Stunde von Radium-226.
In dem Privathaus der Person, von der der Schrott stammt, wurden in einer Garage etwa 30 Anzeigeinstrumente mit Radium und ein Dreckhaufen mit Radium-Kontamination gefunden. Beides wurde von der Strahlenschutzbehörde beseitigt.
Quelle: Preliminary Notification der NRC, Region III
397033pn.txt

11.4.97 Fusionsreaktor Tokamak geschlossen

Der Fusionsreaktor Tokamak wurde wegen Kürzungen im Forschungsetat für Fusionsforschung für immer geschlossen. Der Reaktor hatte 1994 für eine Sekunde lang eine Leistung von 10,7 Megawatt erreicht (internationaler Rekord).
Quelle: Nachrichtenagentur Reuter, zitiert nach WISE über NukeNet

12.4.97 AKW Ft.Calhoun: Marihuana im Dienst ...

Ein Bediensteter versuchte den Kontrollbereich mit einer geringen Menge Marihuana zu betreten. Das 'Material' wurde konfisziert, die lokale Polizei benachrichtigt und der Betreffende einem Drogentest unterzogen.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970414dr.txt Event Nummer 32141

13.4.97 Lousiana: Zwei radioaktive Quellen sind nicht mehr zu bergen

Zwei radioaktive Quellen, mit deren Hilfe Off-Shore-Bohrlöcher untersucht wurden, können auch nach fünf Tage langen Bemühungen nicht mehr geborgen werden und sollen 5000 m tief im Bohrloch vor der Küste bleiben. Die Quellen enthalten 3 Curie Americium-241/Berryllium und 2 Curie Cäsium-137.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970414dr.txt Event Nummer 32144

15.4.97 Gesetzesvorhaben S.104 ('Mobile Chernobyl Act') verfehlt qualifizierte Mehrheit

Der Gesetzentwurf S.104 der Republikaner, der auf den Bau eines staatlichen Zwischenlagers in einem der westlichsten Bundesstaaten (Nevada) und den Transport aller abgebrannten Brennelemente der vorwiegend im Osten des Landes lokalisierten Kernkraftwerke hinausläuft, ist im Senat mit einer Mehrheit von nur 65 zu 34 angenommen worden. Da das Abstimmungsergebnis aber knapp unter der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit liegt, hat Präsident Clinton die Möglichkeit, den Gesetzentwurf mit einem Veto zu Fall zu bringen. Clinton hatte dies bereits früher angekündigt.
Quellen: Presseerklärung von Michael Mariotte (NIRS) über NUKENET, Presserklärung von CMEP über CMEP-Listserver, siehe auch
Erläuterung von S.104

14.-16.4.97 AKW Fugen (Japan) mit Tritium-Leck, wieder verspätet gemeldet

Der mit Deuterium gekühlte Hochtemperaturreaktor ATR Fugen (Präfektur Fugen, Mittelwest-Japan) hat durch einen Defekt an einer Umwälzpumpe für sein Kühlmittel größere Mengen Gas verloren und damit auch radioaktives Tritium an die Umwelt abgegeben. Die zuständige Präfektur wurde erst 30 Stunden verspätet unterrichtet, weil man den Reaktor offenbar trotz des Lecks am Laufen halten wollte. Die Aufsichtsbehörde ordnete am Abend des 15. jedoch dessen Abschaltung an. Nach der verspäteten und falschen Information über den Unfall im Brüter Monju und der Falschinformation über den Ablauf beim Brand in der Abfallbehandlung der Wiederaufarbeitungsanlage Tokai-mura ist dies der dritte Fall, in dem Informationen gar nicht, verspätet oder falsch an Behörden weitergeleitet wurden.
Der Direktor der staatlichen Kontroll- und Aufsichtsbehörde STA hat angeordnet, daß die verantwortliche Betreiberfirma PNC (Power Reactor & Nuclear Fuel Development Corporation) alle ihre Anlagen schließt. Die Anordnung umfaßt den ATR Fugen, den experimentellen Schnellbrüterreaktor Joyo und die Wiederaufarbeitungsanlage Tokai. Der von PNC betriebene Schnelle Brüter Monju lag bereits seit 1995 wegen des Natriumlecks still. STA beschuldigt drei Manager von PNC offen der Fälschung. Im Rahmen der Untersuchungen des Deuterium-/Tritium-Lecks stellte sich zudem heraus, daß im Laufe der letzten drei Jahre weitere elf solche Lecks mit Freisetzung von Radioaktivität in die Umgebung auftraten und nicht gemeldet wurden. Es wird erwogen, den Fugen-Reaktor endgültig stillzulegen. Es wird ferner erwogen, die Firma PNC als Ganzes aufzulösen.
Fünf Manager der PNC wurden wegen der Fälschungen inzwischen entlassen.
Quellen: Dr.K.Hosokawa (Magpie Country Nukes Headliner) nach verschiedenen japanischen Quellen über Internet-Verteilerliste und über
Internet; Nachrichtenagentur Reuter am 13.4.97, zitiert nach WISE über NukeNet

16.4.97 AKW Perry: Konferenz mit Aufsichtsbehörde wegen Verstößen

Zu einer öffentlichen Anhörung des Betreibers mit der Aufsichtsbehörde ist die Centerior Service Company eingeladen. Solche Konferenzen gehen einer eventuellen Entscheidung der Aufsichtsbehörde voraus, bevor sie eine Entscheidung über Sicherheitsverstöße trifft.
Bei den Verstößen im AKW Perry geht es um einen im März letzten Jahres eingebauten Schalter, der in der Stromversorgung des sicherheitsrelevanten Lüftungssystems eingebaut wurde. Das System sorgt unter anderem dafür, daß der Kontrollraum auch während Unfallsituationen verfügbar bleibt. Bei einer Kontrolle der Aufsichtsbehörde wurde festgestellt, daß aufgrund ungenügender Kontrolle ein herstellungsbedingter Verdrahtungsfehler bei dem System nicht bemerkt wurde. Dies hatte einen Ausfall des Lüftungssystems für einen bestimmten Zeitraum zur Folge.
In einem weiteren Fall wurde ein Ventil zur Durchflußsteuerung in den Reaktor eingebaut, dessen Sicherung durchgebrannt war. Das Ventil öffnete sich unerwartet und erhöhte den Durchfluß durch den Reaktor. Dadurch erhöhte sich die Reaktorleistung.
Wegen der Verstöße kann von der Aufsichtsbehörde z.B. ein Bußgeld verhängt werden.
Quelle: Presseerklärung der NRC
3-97-37.txt

16.4.97 Paducah Anreicherungsanlage: Sprinkler-Systeme nicht angeschlossen

Bei Brandschutzbegehungen in der Anlage zur Anreicherung von Uran in Maryland wurden in zwei Gebäuden insgesamt sieben Sprinklersysteme gefunden, die nicht an die zentrale Löschanlage angeschlossen waren. Die Systeme wurden bereits 1975 dort installiert. Um die fehlenden Systeme kurzfristig zu ersetzen, wurde ein Schichtsystem mit stündlichen Brandwachen eingerichtet.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970418dr.txt Event Nummer 32170

17.4.97 USA: Bevölkerung mehrheitlich gegen nukleare Bewaffnung

Eine Umfrage der Agentur Lake Sosin Snell & Associates unter 1.006 US-Bürgern hat ergeben, daß eine überwältigende Mehrheit von 84% der Befragten sich für eine Abschaffung der Nuklearwaffen in der ganzen Welt (einschließlich USA) ausspricht. 87% sprechen sich für die Einleitung internationaler Verhandlungen über eine Beseitigung aller bestehenden Nuklearwaffen aus. 77% der Befragten halten die Ausgaben der USA zur Aufrechterhaltung des Nuklearpotentials für zu hoch.
Die Umfrage wurde von 'Abolition 2000' in Auftrag gegeben, einer Koalition von 700 Gruppen gegen die Nuklearbewaffnung.
Quelle: Alice Slater, 'Poll: Eliminate Nuclear Arms', Citizen's Watch, April '97; nach Marylia Kelley über NukeNet

17.4.97 AKW Palo Verde: Beschäftigter wegen Mordverdachtes festgenommen

Wegen Mordes an einem Kollegen ist ein Vertragsmitarbeiter des AKW Palo Verde (Arizona) festgenommen worden. Seine Zugangserlaubnis zum AKW wurde gelöscht.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970418dr.txt Event Nummer 32172

17.4.97 Westinghouse Fuel Fabrication vermißte zwei Brennstäbe - In Tschechien wiedergefunden!

Zwei mit Uranbrennstoff gefüllte unbestrahlte Brennstäbe mit insgesamt 57 g spaltbarem Uran-235 wurden bei Westinhouse vermißt. Der Verlust fiel am 20.3. auf und es wurde zunächst eine interne Suche nach den beiden begonnen. Am 5.4. kam dann nach Durchsicht der internen Unterlagen der Verdacht auf, daß die beiden zusammen mit einer Lieferung von bleigefüllten Stäben in das AKW Temelin (Tschechische Republik) gelangt sein könnten. In dem in Bau befindlichen Reaktor wurde bei einer daraufhin eingeleiteten Suche tatsächlich zunächst einer, später dann auch der zweite Stab gefunden. Die Fabrikation von bleigefüllten Stäben wird solange eingestellt, bis durch eine besondere Prozedur sichergestellt werden kann, daß ähnliche Verwechslungen nicht mehr vorkommen können. (?)
Die Betreiberfirma nennt als Ursache 'human error' und eine Schwachstelle im Kontrollsystem. Die Aufsichtsbehörde hat ein Spezialteam zur Aufklärung des Vorganges in die Firma geschickt.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970418dr.txt Event Nummer 32168; Presseerklärung der NRC, Region II 297-33