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Störfälle der Woche: KW14-1997

28.3.97 Protest und Proklamation anläßlich des achtzehnten Jahrestages des Unfalles in Harrisburg

Vor exakt 18 Jahren ereignete sich in dem Atomkraftwerk Three Mile Island (TMI 2) bei Harrisburg (Pennsylvania) eine Teilkernschmelze. Sechs Demonstranten haben aus diesem Anlaß die Zufahrt zu dem Reaktor blockiert. Drei der Demonstranten wurden von der Polizei festgenommen.
Der Bürgermeister von Harrisburg hat in einer Proklamation vor den Gefahren der Kernreaktoren gewarnt und die örtliche Bürgerinitiative für ihre Verdienste öffentlich belobigt:

Office of the Mayor
Harrisburg, Pennsylvania

Proclamation

Whereas,
Since the early 1950's the United States Government has supported and subsidized the use of nuclear power as this Nation's preferred method of power generation, even though the technology is fraught with danger to the public health and safety, far higher cost than other renewable energies, and many unanswered questions about the safe disposal of its highly radioactive wastes; and

Whereas,
For many years opponents of this misguided technology and national policy were ignored or portrayed as ill-informed malcontents - yet these activists of conscience maintained their beliefs and gave of their hearts and souls to spreading the truth about the ramifications of nuclear technology; and

Whereas,
Locally these citizen-activists have been collectively championed by the renowned Three Mile Island Alert, which first formed in 1977 and is today the largest, oldest and most respected environmental awareness and safe energy group in the Commonwealth of Pennsylvania; and

Whereas;
Following the March 28, 1979 accident at TMI Unit 2, TMIA quickly became Central Pennsylvania's primary conduit for accurate information and citizen activism, and played a key role in helping to calm resident's fears while focusing their energies on substantive action and change the nuclear industry; and

Whereas,
TMIA continues to serve as the key watchdog of this region's and nation's nuclear power industry with an active and expansive citizen-volunteer base that maintains its relevancy, even after 20 years of service to our community and environment; and

Whereas,
Appropriately and accordingly, the City of Harrisburg extends its fervent regard and appreciation to Three Mile Island Alert and its legion of supporters for their policies and the positive contributions they have made to our community, state and nation; now therefore be it hereby designated and

Proclaimed

That the Month of March, 1997 be declared

THREE MILE ISLAND ALERT 20TH ANNIVERSARY MONTH

In and for the citizens of the City of Harrisburg, Capital of the Commonwealth of Pennsylvania, with all citizens urged to recognize and appreciate the many contributions this outstanding organization and its volunteers have made to the safety and awareness of our citizenry.

Set under my hand and seal
this Eighteenth Day of March
Nineteen Hundred Ninety-Seven

Mayor Steven R. Reed

Der geschmolzene Brennstoff wird zur Zeit aus der Ruine fernbedient entnommen. Teile des Kernes waren bereits früher zu Forschungszwecken entnommen worden.
Quellen: Preliminary Notice der US-Nuclear Regulatory Commission, Region I,
19718pn.txt
Proklamation des Bürgermeisters von Scott D. Portzline über NUKENET

28.3.97 Aufsichtsbehörde: Beckenkühlungen überprüfen!

Die amerikanische Aufsichtsbehörde hat alle AKW-Betreiber aufgefordert, ihre Beckenkühlung in den internen Lagerbecken zu überprüfen. In der letzten Zeit waren mehrere Fälle registriert worden, bei denen meist durch Fehlbedienung und durch Design-Fehler bei der Instrumentierung Situationen eintraten, die zu einem Flüssigkeitsverlust in den Lagerbecken führten. In einigen Fällen traten Wasserverluste von mehreren Fuß Höhe über einen Zeitraum von mehr als 24 Stunden auf. Bei einem Flüssigkeitsverlust ist die Kühlung der abgebrannten Brennelemente in den Becken nicht mehr gewährleistet. Da aus wirtschaftlichen Gründen die Stillstandszeiten mit Vollentladung der Brennelemente in die Lagerbecken immer weiter verkürzt werden, gelangt zunehmend 'heißer', wenig abgeklungener Brennstoff in die Becken.
Quelle: Information Notice der US-Nuclear Regulatory Commission über Generic Communication Liste, IN97014.WP

31.3.97 Radioaktiv kontaminiertes Ventil von Lastwagen verschwunden

Von der Ladefläche eines LKW's ist ein radioaktiv kontaminiertes Dreiweg-Kugelventil verschwunden. Bei der Abfahrt aus Barnwell (South Carolina) war das Ventil noch da, bei einer Rastpause auf einem Parkplatz in Paulsboro (New Jersey) war es verschwunden. Die Strahlungsintensität wird auf etwa 32 Milliröntgen pro Stunde geschätzt, ein 'Hot Spot' hat etwa 60 mR/h. Das Stück konnte bisher nirgends aufgefunden werden.
Quellen: Störfallmeldung der NRC
970331.txt, Event-Nummer 32040
Presseerklärung der US-Nuclear Regulatory Commission, Region I, 1-97-33.txt
Preliminary Notice der US-Nuclear Regulatory Commission, Region II, 297019pn.txt

31.3.97 Arkansas Nuclear 2: Riß in beladenem Brennelementbehälter

Einen 46 Zentimeter langen Riß hat der Betreiber nach dem Beladen und Verschweißen am Abschirmdeckel eines Lagerbehälters für abgebrannte Brennelemente vom Typ VSC-24 festgestellt.
Quelle: Preliminary Notice der US-Nuclear Regulatory Commission, Region IV,
49717pn.txt

1.4.97 Chefin der Aufsichtsbehörde beklagt Fehler bei der Durchsetzungspraxis

Die Vorsitzende der amerikanischen Atom-Aufsichtsbehörde, die Physikerin Shirley Ann Jackson hat in einer Rede vor der Regulatory Information Conference in Washington Fehler bei der Durchführung der Aufsicht über Nuklearanlagen beklagt:
"NRC staff has identified design and configuration control deficiencies at a number of plants, that raise questions about whether licensee programs are sufficient to demonstrate that plant physical and functional characteristics are consistent with the established design bases, and whether plants are being maintained and operated in accordance with their design bases. These configuration control problems are of concern because of their potential impact on public health and safety. It is imperative that safety systems respond, as designed, to challenges from off-normal or accident conditions. The NRC believes that reliance on the industry's past voluntary efforts to maintain design-basis information may not have been sufficient to ensure configuration control at a number of plants."
Quelle: "Nuclear Power Industry Challenges: The NRC Perspective" by Dr. Shirley Ann Jackson, Chairman, U.S. Nuclear Regulatory Commission, before the Regulatory Information Conference, The Capitol Hilton Hotel, Washington, D.C., Tuesday, April 1, 1997
s-97-07.txt

1.4.97 Diablo Canyon: Display 'eingefroren'

Eine Digitalanzeige der Victoreen Inc. ist durch einen Systemfehler 'hängengeblieben': trotzdem testweise ein Alarm ausgelöst wurde, blieb die Anzeige auf ihrem alten Zustand eingefroren und zeigte den Alarm nicht an. Tests haben gezeigt, daß schon eine kurze Unterbrechung der Stromversorgung ausreicht, um die Anzeigeeinheit in diesen 'Schlafzustand' zu versetzen. Die Anzeige weist einen sicherheitstechnisch ernsten Auslegungsfehler auf. Zur Behebung wurden fünf Modifikationen durchgeführt, die Anzeigeeinheit wird auch in anderen Anlagen verwendet.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970402.txt, Event-Nummer 31692

2.4.97 Stürme legen Stromversorgung von verschiedenen Kernkraftwerken lahm

Schwere Stürme haben die externe Versorgung von Kernkraftwerken in den USA gefährdet. Der Reaktor Pilgrim Nuclear Power Station der Boston Edison Co., der gerade wegen Brennelementwechsel abgeschaltet war, verlor wegen eines sturmbedingten Kurzschlusses die Fähigkeit zur Nachkühling des vollständig entladenen Brennstoffes, bis nach 13 Minuten die beiden Notstromdiesel gestartet waren und auf die Versorgung aufgeschaltet waren. Die externe Versorgung wurde erst neun Stunden später wieder einsatzfähig.
Weitere von den sturmbedingten Ausfällen betroffene Kernkraftwerke waren Seabrook und Indian Point.
Quellen: Störfallmeldung der NRC
970402.txt, Event-Nummern 32059, 32060, 32061, 32063 und 32064
Preliminary Notice der US-Nuclear Regulatory Commission, Region I, 19719pn.txt

2.4.97 Millstone 1/2/3: Vertragsmitarbeiter bei Alkoholtest erwischt

Ein Mitarbeiter wurden wegen Auffälligkeit einem Alkoholtest unterworfen. Seine Zutrittsrechte wurden suspendiert.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970403dr.txt Event Nummer 32067

2.4.97 Kohlekraftwerk Crystal River: Arbeiter bestrahlt

Siebzehn Mitarbeiter in einem Kohlekraftwerk wurden möglicherweise bei Reinigungsarbeiten einer 50 mCi-Cs-137-Strahlenquelle ausgesetzt, mit deren Hilfe die Kohlenmenge gemessen wird, die in den Ofen gefördert wird. Die Aufsichtsbehörde schätzt die dabei mögliche maximale Strahlendosis auf 175 mrem.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970403dr.txt Event Nummer 32070

3.4.97 Oconee 3: Sicherungen falsch dimensioniert

Wegen falsch dimensionierter Sicherungen in der Schaltsteuerung des Kühlsystems für das Reaktorgebäude wäre im Bedarfsfalle (bei einem Reaktorunfall) dieses Sicherheitssystem möglicherweise nicht verfügbar gewesen, weil anstelle 15-A-Sicherungen nur solche mit 8-A eingebaut waren.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970403dr.txt Event Nummer 32071

3.4.97 AKW La Salle: Viele Crew-Mitarbeiter bei Tests durchgefallen

Der Reaktor verfügt über sechs Crews mit insgesamt 60 lizensierten Operateuren. Bei intensiven Tests durch den Betreiber Commonwealth Edison Co. wurden die Leistungen von fünf der sechs Crews als 'unbefriedigend' bewertet. Von 31 bisher bewerteten Operateuren bestanden sechs die Tests, achtzehn fielen aus individuellen Gründen durch und sieben fielen durch, weil ihre Crew versagte.
Aufgrund der Ergebnisse ist jetzt ein Zusatzausbildungsprogramm zum Stopfen der Kenntnislücken im Gange, dem sich die meisten Mitarbeiter unterziehen müssen. Mindestens in einem Fall soll dem Mitarbeiter die Lizenz entzogen werden.
Quelle: Preliminary Notice der US-Nuclear Regulatory Commission, Region III,
397030pn.txt

3.4.97 Aufklärung über Waffen mit abgereichertem Uran gefordert

Die Organisation Depleted Uranium Education Project in New York fordert Aufklärung über Umfang und Folgen der Verwendung abgereicherten Urans zum Bau konventioneller Waffen. Man vermutet, daß das im Golfkrieg verwendete Uran eine der Ursachen des Golfkrieg-Syndroms sein könnte, von dem nach Angaben der Organisation mehr als 100.000 Soldaten betroffen sind. Von dieser Munition wurden 14.000 großkalibrige sowie 940.000 kleinkalibrige Geschosse im Golfkrieg abgefeuert.
Das zum Waffenbau (vor allem für Geschosse) verwendete abgereicherte Uran hat eine höhere Dichte als Blei und wird wegen seiner höheren Durchschlagskraft verwendet. Es fällt in großen Mengen als lästiger Abfall bei der Anreicherung von Natururan an. Mehr als 80% des eingesetzten Natururans werden schon bei der Anreicherung zu nutzlosem Abfall.
Quelle: Depleted Uranium Education Project, 39 W. 14th St. #206, NY, NY 10011, Phone:(212) 633-6646, Fx: 633-2889,
EMail, WWW-Site

4.4.97 Testfirma: Strahlenquelle gestohlen

Eine für Testzwecke eingesetzte umschlossene Strahlenquelle mit 25 Curie Iridium-192 ist bei der Firma Mattingly Testing Services, Inc. (MTSI) in Montana zusammen mit einem Generator gestohlen worden. Die geschlossene Bestrahlungsarmatur mit der Quelle und der Generator waren aneinandergekettet. Der Schlüssel für die Quelle hängt noch an seinem Platz.
Quelle: Preliminary Notice der US-Nuclear Regulatory Commission, Region IV, 497019pn.txt

4.4.97 Paducah Anreicherungsanlage: Brandlöschanlage nicht installiert

Bei einer Brandschutzbegehung der Gasdiffusionsanlage in Paducah (Kentucky) wurde entdeckt, daß ein Strang der automatischen Sprinkleranlage gar nicht mit der Löschwasserversorgung verbunden war. Im Brandfall hätte kein Löschwasser den betreffenden Raum erreicht. Man vermutet, daß der entsprechende Strang schon seit der Inbetriebnahme der Anlage 1970 nicht mit den Versorgungsleitungen verbunden war.
Quelle: Störfallmeldung der NRC
970404dr.txt Event Nummer 32080