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Störfälle der Woche: KW11-1997

10.03.97 Strahlenquelle in Stahlwerk gefunden

Bei der Marion Steel Company, Ohio, wurde bei Routinemessungen an einem Güterwaggon neben einer Werksstrasse zufällig eine radioaktive Quelle gefunden. Die Kapsel war unter 20 cm Dreck gefunden und wies eine Dosisrate von mehr als 200 Milliroentgen Gammastrahlung pro Stunde auf (entspricht 2 mSv/h). Nachdem die Quelle in ein Rohrstück verpackt war, wurden Beamte der staatlichen Aufsichtsbehörde kontaktiert. Deren Messung ergab bis zu 30.000 Milliroentgen pro Stunde. Aufgrund der Aufschrift wurde die Kapsel als eine 500 mCi Cs-137-Quelle identifiziert, nochmalige Messung ergab an der Oberfläche 60.000 mR/h.
1.Update: Die Stahlfirma hat eine Erlaubnis der Aufsichtsbehörde für den Gebrauch einer solchen Quelle zur Messung der Füllhöhe geschmolzenen Stahls. Zwei Inspektoren der Aufsichtsbehörde wurden zur Aufklärung des Vorkommnisses ensandt.
2.Update: Die Strahlendosen für zwei Beschäftigte wurden abgeschätzt und sollen die zulässigen Grenzwerte für Beruflich Strahlenexponierte nicht überschreiten. Vorläufig wurde ermittelt, daß die Strahlenquelle der Stahlfirma gehörte und laut Papieren vor einiger Zeit zu einer Abfallfirma transferiert wurden. Die Ermittlungen werden nun auch auf die Abfallfirma ausgedehnt.
Quelle: US-Nuclear Regulatory Commission,
970311dr.txt, Event Nummer 31924
1.Update: 39720pn.txt, 2.Update: 39720apn.txt

03.03.97 Noch eine Strahlenquelle im Stahlwerk ...

Bei Routineuntersuchungen im Stahlwerk "Northwestern Steel and Wire" in Sterling/Illinois wurde an einer Schrottladung Radioaktivitätsalarm ausgelöst. Als Ursache wurde eine 50-mCi-Strahlenquelle in dem Schrott aufgefunden, deren Strahlabdeckung in Offenstellung vorlag.
Quelle: US-Nuclear Regulatory Commission,
39719pn.txt

10.3.97 Schwachradioaktiver Abfall bei Müllverbrennungsanlage entdeckt

Bei der Durchfahrt eines Mülltransporters in die Verbrennungsanlage in Bridgeport/Connecticut wurde bei der routinemässigen Radioaktivitätsmessung erhöhte Aktivität festgestellt. Eine Seite des LKW wies eine Gammastrahlung von 1 Milliroentgen pro Stunde auf. Die Ursache der Strahlung war Iod-131 an einem Bettuch. Das Bettuch wird nun als radioaktiver Abfall entsorgt.
Quelle: US-Nuclear Regulatory Commission,
970313dr.txt, Event Nummer 31938

12.3.97 Diskussion offenbarer Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften im AKW Indian Point 2

Die diskutierten Verstöße betreffen zwei Fälle von Brandschutzvorschriften, die im Falle eines Feuers eines der Notsysteme stillgelegt hätten sowie Qualitätsmängel. In allen Fällen wurden nach Ansicht der Aufsichtsbehörde versäumt, rechtzeitig angemessene Anstrengungen zur Behebung der Defizite einzuleiten. Die Diskussion ist für Zuhörer öffentlich.
(Stellt sich nach der Diskussion mit dem Betreiber heraus, daß die Vorwürfe berechtigt sind, kann die Aufsichtsbehörde Geldbußen gegen den Betreiber verhängen.)
Quelle: US-Nuclear Regulatory Commission,
1-97-26.txt

13.3.97 Alkohol-/Drogentest bei KKW-Beschäftigtem positiv

Im Reaktor Salem-1/2 wurde bei einem Zufallstest bei einem Vertragsarbeiter auf Alkohol-/Drogeneinfluss ein positives Ergebnis festgestellt. Dem Betreffenden wurde die Zugangserlaubnis entzogen.
Quelle: US-Nuclear Regulatory Commission,
970313dr.txt, Event Nummer 31941

Folgerungen aus dem Unfall in der japanischen Wiederaufarbeitungsanlage Tokai Mura?

Nachdem in der Bituminierungsabteilung der Wiederaufarbeitungsanlage nach einem Brand und einer später aufgetretenen Explosion radioaktive Stoffe in noch nicht genau bekanntem Ausmass in die Umgebung ausgetreten sind, steht die Ursache auch fast drei Tage nach dem schweren Unfall noch nicht fest. Wegen der zwangsläufig mit dem Betrieb von Bituminierungsanlagen für radioaktive Abfälle verbundenen Brandgefahren werden solche Anlagen in Deutschland seit langem nicht mehr betrieben und zugelassen.
Allerdings werden in den nächsten Jahren grosse Mengen bituminierter Abfälle aus der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague der COGEMA nach Deutschland zurückgeliefert, wo dieses unzureichende und altertümliche Verfahren immer noch angewendet wird. Die deutsche Reaktorsicherheitskommission (RSK) hat der Rücklieferung dieser unzureichend sicheren Abfallverpackungen bereits seit längerem ohne nennenswertes Zögern zugestimmt.
Die Abfälle sind bei der Wiederaufarbeitung deutscher abgebrannter Brennelemente seit den Siebziger Jahren dort angefallen und müssen künftig zurückgeliefert werden. Die Abfälle werden in Bitumen eingerührt und in 200-Liter-Fässer abgefüllt. Pro Tonne aufgearbeitetem Brennstoff entstehen zwei bis drei solcher Fässer, so daß für die nach den Altverträgen kontrahierten 4.000 Tonnen mehr als 8.000 Fässer ergeben würden, die zurückgeliefert werden müßten.
Zum Transport sollen die Fässer zu mehreren in Transportcontainer eingestellt werden, sie werden trotz der Brandgefahren mit üblichen Güterwagen per Bahn transportiert. Zusammen mit weiteren Abfallarten werden ganze Züge mit Abfall fahren. Für die Zwischenlagerung der umfangreichen und brennbaren Abfälle ist ein zusätzliches Lager neben dem Brennelementezwischenlager Ahaus vorgesehen, das erst noch errichtet werden soll.
Nach der derzeitigen Entsorgungskonzeption sollen die Abfälle im geplanten und beantragten Endlager Schacht Konrad untergebracht werden. Es ist allerdings noch unklar, ob solche brandgefährlichen Abfälle dort überhaupt zugelassen werden können, weil bei einem Brand untertage in einem Endlager noch höhere Strahlendosen auftreten würden als übertage.
Kommentar: Wird der Unfall zum Anlass genommen, dieses Konzept endlich zu überdenken oder die unsinnige und gefährliche Wiederaufarbeitung einzustellen?

Beschädigung von MOX-Brennelementen bei Test

Bei einem Test an einem hoch abgebrannten Plutonium-Uran-Mischoxid (MOX)- Brennelement am 24.Januar in Cadarache(Frankreich), bei dem ein steiler Leistungswechsel erprobt werden sollte, wurde das Testelement erheblich beschädigt. Es traten Schäden am Hüllrohr auf und es traten Spaltgase aus. Ob Teile des Brennstoffes aus dem Hüllrohr heraus entwichen ist noch unklar. Der Test wurde bei einem Abbrand von 55 GWd/tSM gefahren. Das entspricht den maximal zugelassenen Abbränden für Brennelemente aus Uranbrennstoff und liegt nur etwa 30% über dem für MOX-Brennstoff festgelegten Abbrandmaximum. Die Versuche sind für die Aussage darüber wichtig, welche Grenzen für den Einsatz von MOX-Brennstoff aus Sicherheitsgründen gesetzt werden müssen.
Quelle: nuclear engineering international, März 1997, S.3
Kommentar: Das Versuchsergebnis macht erneut deutlich, daß durch den MOX-Einsatz vorhandene Sicherheitsmargen gegenüber schweren Unfällen verringert werden.

Pläne für Bau einer MOX-Fabrik in Russland

Frankreich und Deutschland sollen nach Aussage von Andrej Gagarinski, Kurtschatov Institut, Moskau, gemeinsam eine Anlage zur MOX-Herstellung in Russland bauen. Darin soll Waffen-Plutonium aus der Nuklearabrüstung in Brennstoff für zivile Kernreaktoren umgebaut werden. Die ersten Verträge für den Bau einer Demonstrationsanlage sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Für den Einsatz des Waffen-MOX soll versuchsweise der Reaktor in Balakova verwendet werden. Daneben wird erwogen, für diesen Zweck auch kanadische CANDU-Reaktoren einzusetzen. Außerdem soll geprüft werden, ob sich der BN-600-Brüter, der ursprünglich zur Herstellung von Plutonium gebaut worden war, auch zur "Beseitigung" von Plutonium eignet.
Quelle: nuclear engineering international, März 1997, S.6
Kommentar: Mit dem Brüterumbau zum "Plutoniumbrenner" träte man in die Fußstapfen des französischen Brüters Super-Phönix, der derzeit auch nur noch als "Plutoniumvernichter" sein ansonsten unrentables Leben verlängert. Es scheint, daß die Rettungsringe für ebenso unterbeschäftigte wie kostenträchtige Altprojekte international zu ähnlichen Blüten führen könnten.

US-Waffen-MOX: Industrie-Präsentation angekündigt

Am 14.Januar hatte das amerikanische Energieministerium (DOE) seine Entscheidung über den Umgang mit überschüssigem Waffenplutonium aus der Abrüstung getroffen und dabei auch den Einsatz in MOX-Brennelementen in zivilen Reaktoren zugelassen. Die Industrie wird jetzt ihre Sichtweise dieser Option darstellen. Die für den 26.3.97 vorgesehene Präsentation wird von Vertretern der US-Waffenlaboratorien sowie den MOX-Hersteller-Firmen British Nuclear Fuels (GB), Belgonucléaire (B), Cogéma (F) und Siemens (D) bestückt.
Quelle: US-Nuclear Regulatory Commission,
970311fa.txt